Andreas Oerschkes über die Zukunft des Unternehmens und des Handwerks im Bausektor

Sehr geehrte Damen und Herren, 

heute möchte ich Sie einmal persönlich darüber informieren, wie sich die aktuelle Situation für unser Unternehmen darstellt.

Tatsächlich könnten wir lachen und weinen zugleich.

Sind unsere Auftragsbücher doch bereits seit Jahresbeginn prall gefüllt.

Neue Aufträge erfordern bereits jetzt einen zeitlichen Vorlauf von vier bis sechs Monaten. Die Tendenz ist steigend. Gleichzeitig bekommen wir den immer stärker werdenden Facharbeitermangel zu spüren. Wir könnten derzeit in drei Schichten arbeiten.

Mich persönlich, erinnert das stark an die ersten Jahre nach unserer Unternehmensgründung. Familie und Freizeit mussten zunächst hintenanstehen. Urlaub und Krankheit kannten wir nicht.

Im ersten Moment hört sich das teilweise sogar gut an, aber kann das alles so richtig sein?

Wir finden kaum neue und geeignete Arbeitskräfte. Wir müssen heute viel mehr Zeit aufwenden, um

  • Junge, motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen
  • Wachstum und Investitionen zu steuern
  • Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmen zu ermöglichen
  • Zuverlässige Nachunternehmer zu suchen und zu finden

Doch wo geht die Reise hin? Ehrlich gesagt. „Ich freue mich, dass wir in schwierigen Zeiten noch positiv in die Zukunft blicken können“.

Trotz widriger Umstände konnten wir unser Unternehmen in den letzten beiden Jahren mit einigen neuen Mitarbeitern verstärken. Im Sommer 2022 starteten gleich zwei neue Auszubildende. Insgesamt bilden wir dann vier Azubis aus, wovon einer das duale Studium absolviert. Darüber hinaus ist es uns gelungen, einen neuen LKW-Fahrer und auch einen weiteren Facharbeiter für unser Team zu gewinnen.

Gerne möchte ich an dieser Stelle auch noch etwas über mein Lieblingsthema „Wachstum und Investitionen“ einfügen.

Durch die Lieferengpässe verschiedener Wirtschaftsgüter müssen wir Bestellungen von Investitionen etwa ein Jahr im Voraus tätigen. So bestellen wir heute Baumaschinen und Fahrzeuge, die uns tatsächlich erst in einem Jahr zur Verfügung stehen werden. Aktuell wurde bereits ein großer LKW mit Tandemachs-Anhänger (34to) bestellt, den wir im kommenden Jahr erhalten werden. Bis dahin sind wir gezwungen, einen entsprechenden LKW mit Anhänger anzumieten. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist dies denkbar ungünstig. Einen neuen Kastenwagen haben wir ebenfalls für nächstes Jahr bestellt und auch in diesem Fall müssen wir uns mit der temporären Anmietung eines Ersatzfahrzeugs aushelfen.

Es ist eine verrückte Zeit! 

Die größte Investition, die wir für die Zukunft planen ist der Kauf einer Gewerbefläche von ca. 4000 m2. Ein Grundstück im nahen Umfeld entsprach leider nicht unseren Anforderungen, so dass wir uns auch hier in Geduld üben- und weiter recherchieren müssen.

Letztendlich werden wir sicher unser Ziel erreichen. 

Dennoch: Durch die immer umfangreicheren Aufträge, die wir erhalten, sowie dem aktuellen Fachkräftemangel geschuldet, benötigen wir ständig qualifizierte Nachunternehmer für den Elektrobau, Landschaftsbau und der Verlegung von Platten und Pflastersteinen.

Die zum Einzelunternehmen parallellaufende GmbH die in diesem Jahr unter der Beteiligung von Mitarbeitern gegründet wurde, dient der zukunftsorientierten Weiterentwicklung der Firma Oerschkes. Sie soll den Fortbestand des Unternehmens, seine Führung sowie auch auch den Altersruhestand des Inhabers regeln. Hier wartet noch eine Menge interne strukturierte Arbeit auf uns.

Wo die Reise hingeht, zeichnet sich aber jetzt schon ab. 

Wir sind froh, dass wir unseren Kundenstamm im öffentlichen Bausektor auf mittlerweile 85 Prozent ausbauen konnten. Durch Fleiß, in Verbindung mit qualitativ hochwertiger Arbeitsausführung und Marktkonformen Preisen gelang uns dieser Meilenstein innerhalb der letzten 5 Jahre.

Um den privaten Wohnungsbau sorge ich mich in besonderem Maße. Gefühlt wird dieser Sektor für die einzelnen Bauherren unbezahlbar werden. So wird die Handwerkerstunde künftig so teuer sein, wie das Honorar eines Kardiologen. Private Investoren werden vermutlich kaum noch Handwerksbetriebe finden, die ihnen ihr Grundstück zeitnah bebauen können.

Abschließend möchte ich meinen Rat an alle Eltern, Lehrer und Schüler weitergeben:

Wenn der Weg eines Studiums, jeder soliden handwerklichen Berufsausbildung vorgezogen wird, bedeutet dies vermutlich das Ende der Baubranche und eigentlich auch das Ende vieler weiterer Sektoren im Handwerk.

Wir stemmen uns mit aller Kraft dagegen und freuen uns, wenn es anders kommt und Zug um Zug, mehr junge Menschen das Handwerk für sich entdecken.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und bitte bleiben Sie gesund.

Ihr Andreas Oerschkes.

Quellennachweis:
Bilder: Oerschkes
Text: Andreas Oerschkes